Familienassistenz

Als Ergänzung zur Familienbegleitung erfahren belastete Familien durch praktische Alltagsbegleitungen
die Wirksamkeit von neuen Handlungsmustern.

Familienassistenz

Zielgruppe
Das Angebot richtet sich zum einen an mehrfachbelastete und/oder teilweise beeinträchtigte Eltern (z.B. durch psychische Erkrankungen oder kognitiven Einschränkungen), für die eine sozialpädagogische Familienbegleitung installiert wurde. Zum anderen an Familien in Krisensituationen, welche eine rasche Intervention erforderlich machen. Die Bereitschaft der Eltern, sich für das Wohl ihrer Kinder einzusetzen, ist Grundvoraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit.

Sozialpädagogische Familienbegleitung mit Familienassistenz
Familiensysteme mit chronifizierten Beeinträchtigungen (z.B. im Bereich der Kognition oder psychischen Gesundheit) brauchen, gemäß der Theorie der Lebensführung und Integration nach Sommerfeld, für Veränderungen von Verhaltensmustern die wiederkehrende und langfristige Erfahrung von alternativen Bewältigungsstrategien (vgl. Sommerfeld et al. 2016: 211).
Erst durch diese konkreten Erfahrungsräume können förderliche Verhaltensmuster, z.B. Rituale, Alltagsabläufe in einem Familiensystem nachhaltig geübt und eingesetzt werden. Es werden neue, erweiterte und konstruktive Ansätze der Lebensführung auf der praktischen Ebene angeleitet und unterstützt. Die Familien werden dadurch befähigt, eigene Ideen, Anpassungen und Ressourcen zu entdecken. Es gilt die Selbstwahrnehmung von Rollen und Beziehungen, aber auch Blockaden und Entwicklungspotential der Klienten erfahrbar zu machen. Erst dadurch sind mehrfach belastete Familienmitglieder in der Lage, für sich eigene passende und realistische Handlungs- und Gestaltungsalternativen zu entdecken und zu entwickeln.
Um diese Erfahrungsräume anzubieten, ist es teilweise sinnvoll, dass eine Familienassistenz in die sozialpädagogische Familienbegleitung integriert wird. Neben der Familienbegleitung unterstützt (im Sinne von Einüben) die Familienassistenz, also vor allem menschlich nahe Betreuungsperson, die Familie dabei, durch positive wiederholende Erfahrungsräume die Wirksamkeit von neuen Handlungsmustern kennenzulernen. Die Familienassistenz ist somit eine erweiterte Form der sozialpädagogischen Familienbegleitung. Im Auftrag derselben unterstützt die Familienassistenz diese bei der praktischen Umsetzung von Zielvereinbarungen im Familiensystem.
Die Familienassistenz wird in ihrer Arbeit durch die sozialpädagogische Familienbegleitung gecoacht. Es finden regelmäßige Auswertungen mit der Familie und den Begleitungspersonen statt. Die Familienassistenz wird als methodische Intervention in den Verlaufsberichten der sozialpädagogischen Familienbegleitung. fachlich begründet und dokumentiert, sowie auf die Wirksamkeit in der Familie hin evaluiert.
Durch die Einrichtung einer sozialpädagogischen Familienbegleitung mit ergänzender Familienassistenz hat sich gezeigt, dass Familiensysteme mit chronifizierten Beeinträchtigungen in ihrer Eigenverantwortung verbleiben können. Das betroffene Familiensystem wird in der Aufrechterhaltung einer kindgerechten Lebensführung über längere Zeit begleitet und durch die regelmäßige Alltagsbegleitung unterstützt und stabilisiert, so dass eine Fremdplatzierung eines oder mehrere Kinder verhindert werden kann. Dies bedeutet auch aus ökonomischer Perspektive, dass sich die Einrichtung einer sozialpädagogischen Familienbegleitung mit Familienassistenz als deutlich günstiger und kostensparender für die involvierten Gemeinden/Sozialregionen erweist.

Familienassistenz als Krisenintervention
Zudem besteht die Möglichkeit, eine Familienassistenz in Krisensituationen zu installieren, um den bestehenden Familienalltag aufrecht zu erhalten. Die Familienassistenz versteht sich hier als vorübergehende Hilfe in Notsituationen (z.B. Klinikaufenthalt eines Elternteils, plötzliche Abwesenheit eines Elternteils). Die Familienassistenz zeichnet sich hierbei durch eine große Flexibilität in den Dienstzeiten aus. Die MitarbeiterInnen können zeitnah und ohne großen administrativen Aufwand eingesetzt werden und erhalten durch eine ausgebildete Fachperson der Sozialen Arbeit aus dem Team des SOZIALATELIERS Beratung und Unterstützung.

Ziele
Die Zielsetzungen werden gemeinsam mit den Familien und dem Auftraggeber erarbeitet und berücksichtigen folgende Aspekte:

  • Schaffung von konkreten Erfahrungsräumen im Erziehungs- und Familienalltag.
  • Regelmäßige Begleitung und praktische Umsetzung von realistischen Handlungsalternativen im Familienleben.
  • Wiederkehrendes Training und Einüben von neuen Handlungsstrategien.
  • Einbezug der Lebenswelten und Handlungssysteme der Familienmitglieder.
  • Stabilisierung des Familiensystems.
  • Herstellung und Erhaltung von verbindlichen und kindgerechten Strukturen.
  • Entwicklung von unterstützendem und förderlichem Erziehungsverhalten durch erlebtes Erfahrungswissen.
  • Aktivierung und Erhaltung von individuellen Ressourcen.
  • Erweiterung und Erhaltung von Handlungskompetenzen.
  • Anleitung in der Haushaltsführung.

Die Auftraggeber und Kooperationspartner
Neben den Familien sind unsere Auftraggeber und Kooperationspartner Sozialregionen, Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, Beratungsstellen, Psychiatrische Ambulatorien, Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste, Schulsozialarbeiter und Lehrpersonen.

Haltung
Die Familienassistenz unterstützt und begleitet die Eltern im Prozess, einen ihrem Kind angemessenen, förderlichen Rahmen zu entwickeln. Dabei setzt die Arbeit der Familienassistenz bei den vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen an und begegnet der Familie mit Wertschätzung und Respekt. Es werden mit der Familie in kleinen, erfahrbaren Schritten förderliche Strukturen und positives Verhalten erarbeitet.
Die Familienassistenz akzeptiert und berücksichtigt chronische psychische, physische und soziale Einschränkungen von Familienmitgliedern bei der Gestaltung von Lernprozessen durch konstruktiv angepasste Erfahrungsräume.

Dauer und Intensität
Dauer und Intensität der Familienassistenz richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf der Familie und wird in Absprache mit den Auftraggebern individuell festgelegt.

Tarif
Pro Stunde werden 80.– CHF (Einsatz in der Familie, Administration und Fahrweg ab Geschäftsstelle Olten) verrechnet.
Termine, welche 24 Stunden vorher abgesagt werden, werden nicht verrechnet.

Qualitätssicherung
Die Qualität dieser Dienstleistung wird mit regelmässigen Inter- und Supervisionen, sowie Weiterbildungen sichergestellt.

Literatur: Sommerfeld, P., Dällenbach,R., Rüegger,C., & Hollenstein, L. (2016). Klinische Soziale Arbeit und Psychiatrie. Entwicklungslinien einer handlungstheoretischen Wissensbasis. Wiesbaden: Springer VS.